Der AfD Bundesparteitag in Stuttgart und ich

0
2011

afd flughafen wasserwerfer

Vorne weg, ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder kann alles be-/verurteilen, aber was ich erlebt habe ist in laufenden Bildern festgehalten und so kann sich jeder seine eigene Meinung bilden.

Los geht’s, Samstag 30.04.2016 – 5:30 Uhr Arnulf-Klett-Platz, oder einfach gesagt vor dem Hauptbahnhof, rechts das Hotel am Schlossgarten, zwei Wannen, über die Schillerstraße rüber zum Bahnhof die nächsten Polizeikräfte (hier schon mit Helm [am Gürtel]). Da ich noch nen Kiosk brauchte, lief ich die mir bekannten drei ab und stellte enttäuscht fest, unter der Woche ab 6:00 Uhr, Samstags ab 7:00 Uhr, pech gehabt. Also
runter in die Passage zum Treffpunkt. Es war noch vor sechs und nicht sehr viele erkennbare Demonstranten da. So nach und nach trafen dann immer mehr ein und man fand Bekannte, sodas sich Grüppchen bildeten. So gegen zehn nach sechs war es richtig voll und es wurden Bezugsgruppen gebildet.
6:20 Uhr das „go“ und etwa 400 Personen machten sich auf zur S-Bahn. Die Fahrt war sehr eng, man konnte nicht umfallen in keine Richtung, was der Stimmung keinen abbruch tat. Zwischenzeitlich erhielten wir die Information das die auswärtigen Busse an der Messe schon angekommen sind, welche mit Jubel begrüsst wurde. Für uns endete die Fahrt in Echterdingen (eine Haltestelle vor dem Flughafen/Messe), was aufgrund der doch stickigen Luft ok war. Kaum raus aus der S-Bahn, wurde Dampf gemacht, sprich laufen, schnell, richtig schnell. Nun waren wir mitten in einer Aktion. Diese ließ auch nicht lange auf sich warten und erfolgte
an einer Brücke über der B27, die erste Blockade, Reifen auf der Strasse. Ich vergaß zu erwähnen, dass seit dem verlassen der S-Bahn ein Helikopter über uns wachte, deshalb war auch schon eine Abordnung der Polizei auf der anderen Seite der Brücke mit ca. 6-8 Wannen in Stellung gegangen,deren Personal dann auch mit gebrüll in Richtung der Reifen-Blockade und der dahinter befindlichen Aktivisten los stürmte. An dieser Brücke verlor ich auch den Kontakt zu den Leuten, d.h. ich folgte diversen Sylvester Raketen und Rauchzeichen die ihren Weg aufzeigten. Allerdings nicht über Felder und Wiesen (die sehr Naß durch Tau waren – Respekt!), sondern brav dem trockenen Strassenverlauf. Mein Ziel war das ICS-Messegelände. Von der Ecke Flughafen Landstrasse Richtung Plieningen (L1192) konnte ich dann weitere Aktionen beobachten. Eine Rauchblockade auf dem Zubringer zum Parkhaus Messe (für AfD Besucher reserviert) und weitere Blockaden auf der BAB8 erst in Richtung München und dann auch auf der Gegenseite, wodurch der Verkehr zum erliegen kam. Die verschiedenen Gruppen die diese Aktionen ausführten wurden durch die Luftunterstüzung und durch unzählige Einsatzfahrzeuge der Polizei über die Feldwege eingekreist und gestellt, gekesselt und entsprechend (wie ihr euch denken könnt) behandelt. Also weiter in Richtung Versammlungsort Bussparkplatz Ost Messe Stuttgart. Dort angekommen, war ich enttäuscht, denn es waren wenige dort, ok Samstag morgen ca. 7:00 Uhr, aber pünktlich ;-). Umschauen und die Stände besuchen. Die „Versorger“ hatten wieder einmal einen perfekten ‚Rund um Service‘ mit ihrem aufgebaut, und in meinem Fall lebenswichtigen Kaffee. Das Bündnis hatte einen Lkw als Bühne und Beschallung stehen und die „Trennlinie“ zum Bundesparteitag der AfD (Messeplatz und Halle) bestand aus Hamburger Gittern und die dazu gehörigen Beamten, hinter denen zwei Wasserwerfer standen. Was sich mir und anderen unverständlich darstellte, war die Tatsache, dass die AfD-Delegierten über den Versammlungsplatz der Demonstranten zu ihren Veranstaltungsort (auch von der Polizei geleitet) liefen. Es wurde doch an alles gedacht (?) wieso diese unnötige Provokation, bzw. wieso tat sich die Polizei das an? Aber das ist wieder so eine „Gretchenfrage“ und hat mit Logik nichts zu tun. In der Richtung gibt es weitere Kritikwürdige Punkte, warum Polizei-Pferde innerhalb einer angemeldeten Kundgebung, Polizeikette am Versammlungsplatzausgang und praktisch stand neben jedem Kundgebungsteilnehmer ein Polizist in kompletter Kampfmontur. Jedenfalls sorgte der „Zubringerdienst“ der Polizei durch die Versammlungsfläche der Gegendemonstranten dann auch immer wieder für Unruhe und lautstarken Widerstand, sowie für Blockaden von Fahrzeugen (Taxen) am und im Kreisverkehr vor der ICS-Messehalle. Am späten Vormittag, ich schätze gegen 11:00 Uhr, es kamen auch immer weniger AfD-Delegierte, wurde die Versammlung seitens der Demonstranten aufgelöst. Es wurde beschlossen einen gemeinsamen Demonstationszug zur S-Bahn am Abflugterminal zu machen, um gemeinsam an der Kundgebung gegen den AfD Bundesparteitag in Stuttgart, in der Stadt die für 13:00 Uhr angemeldet war, anzureisen. Natürlich auch, um weiteren Repressionen zu entgehen. Diesem Demonstrationszug schlossen sich dann auch die Personen von der Flughafenstrasse, die dort blockierten an. Dieser sehr kraftvolle und laute Demonstrationszug hinterlies auch Eindruck bei den Personen im/am Abflugterminal.

afd flughafen banner

Summa Sumarum, die bundesweite Mobilisierung ist als Erfolg zu sehen, denn die erwarteten 1.000 Demonstranten wurden mit 1.500 übertroffen, was vielleicht auch zu der gewaltigen Zahl von 600 vorübergehenden Festnahmen führte (man könnte meinen die Polizei wollte die Verhälnismässigkeit der Kräfte ausgeglichen halten). Wie ich oben schon erwähnte, ich war nicht überall und habe nicht alles gesehen, aber dort wo ich war, habe ich keine unverhältnismässige Gewalt gegen Personen oder Sachen seitens der Demonstranten gesehen, die die teilweise angewendete ‚rustikale‘ vorgehensweise der Polizei rechtfertigt. Die Bewertung der Reifenblockaden schliesse ich aus dieser Beurteilung aus, da sie aus viellerlei Standpunkten anders zu bewerten ist. Ich für meinen Teil bereue das frühe Aufstehen nicht und bin froh dabei gewesen zu sein, denn es hat mir wieder einmal bewiesen, dass die Verlautbarungen von dritten, auch staatlicher Organe nicht dem entsprachen was sie aussagten. Mir sind einige politisch engagierte Bürger bekannt, die sich durch die ‚Horror-Meldungen‘ abschrecken liesen, schade eigentlich, vielleicht das nächste mal?
Wir sehen uns auf der Strasse.

 

03.05.2016/pet