„Miteinander oder Gegeneinander – Polizei und Demonstrant/innen im Dialog“

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polizeigruen runde
v.l.n.r.:  Roland Lay, Rochus Denzel, Romeo Edel, Eva-Maria Agster, Suvi-Kristin Welt, Hermann G. Abmayr

 

PolizeiGrün e.V. und grünorientierte Polizisten und luden zu einer Podiumsdiskussion am Donnerstag 10. Juli, in die Grünen-Landesgeschäftsstelle in Stuttgart. 

Aus dem Pressetext:
Wenn das Verhältnis Demonstranten-Polizei mit viel Wohlwollen in den letzten Jahren im Allgemeinen noch als „friedlich“ bezeichnet werden konnte, so hat es spätestens seit dem „schwarzen Donnerstag“ im Stuttgarter Schlosspark vor knapp vier Jahren seine Jungfräulichkeit endgültig verloren. Gewaltanwendungen auf beiden Seiten sind seither nichts Ungewöhnliches mehr, am meisten leiden darunter Demokratie und die Freiheit, Meinungen zu äußern. Grüne und Grünen-orientierte Polizeiangehörige –und nicht nur sie- sehen hier eine große Gefahr für die Gesellschaft.

 

Unter der Moderation von Pfarrer Romeo Edel werden Landespolizeipfarrerin Eva-Maria Agster (Stuttgart), der Leitende Polizeidirektor Roland Lay (Karlsruhe), Polizeioberrat Rochus Denzel (Göppingen), der Journalist Hermann G. Abmayr und Suvi-Kristin Welt, Vorstandsmitglied der Grünen Jugend mit reichhaltiger Demo-Erfahrung (beide Stuttgart) über das gegenseitige und natürliche Spannungsverhältnis bei Demonstrationen diskutieren. Die Veranstaltung findet in den Räumen der Grünen-Landesgeschäftsstelle in der Königstraße 78 in Stuttgart statt.

 

Ziel ist es, zumindest in Anfängen ein Klima gegenseitigen Verstehens für die je andere Sichtweise zu entwickeln und Toleranz aufzubauen, damit beide Seiten ihre berechtigten Anliegen in sozial-adäquater Form und ohne Gewaltanwendung verwirklichen können. „Wir erfinden mit diesem Abend das Rad nicht neu, sondern nehmen ein Beispiel aus Nordrheinwestfalen auf, wo eine ähnliche Veranstaltung im Winter überaus erfolgreich durchgeführt wurde“, erläutert Armin Bohnert, Vorsitzender des Vereins PolizeiGrün, diese Gesprächsinitiative.

 

PolizeiGrün hat sich im vergangenen Herbst gegründet und ist ein bundesweiter Verein grüner und Grünen-orientierter Polizeiangehöriger, der sowohl grüne Aspekte in die Polizei tragen als auch polizeispezifische Denkweisen und Ansprüche in die grüne Partei einbringen will.

 

cams21 war für Euch dabei und hat diese Veranstaltung live gestreamt (tragt Euch ein so verpasst Ihr keinen Live-Stream), hier die Aufzeichnung:

 

Kommentar: Durch die gute Moderation und Fragestellung durch Herrn Pfarrer Edel ist es tatsächlich zu einem Austausch der natürlichen Gegensätze gekommen. Man hat sich offen gegenseitig seine jeweiligen Schwächen und Fehler vorgehalten. Denn sind wir mal ehrlich, ein „Miteinander von Demonstranten/inen und Polizei“, bedingt durch die jeweilige Aufgabe vor Ort, klingt doch recht Absurd. So war es dann auch nicht weiter schlimm, dass es nicht zu einem Schulterschluss, den so oder so wahrscheinlich keiner der Teilnehmer auch nur im Traum erwartet hätte, kam. Aber, und das war mein Eindruck, es wurde von Seiten der Polizei zumindest versucht, zu zuhören und zu verstehen. Selbstredend das auch dieses nur in Rahmen der jeweiligen Funktion des Beamten möglich war. Denn ein Leiter einer exekutiven Einheit, der hauptsächlich kompromisslos ergangene amtliche Entscheidungen um zu setzten hat, hat weniger Ermessensspielraum als ein Leiter der Taktische und Öffentliche Aufgaben zu erfüllen hat. Jedenfalls beide Seiten hatten tatsächlich einen Punkt gegen den sie sich beide verwehren – ‚Pauschalisierung‘.  Um sich aber näher zu kommen bedarf es eines Entgegenkommen seitens der Polizei, das heisst in diesem Zusammenhang eine anomysierte Kennzeichnung, denn wer beschwert sich denn über immer weniger Respekt und zunehmende Gewalt. Den durch die Polizei beklagten ‚Stimmungswechsel‘ hat sie zum Teil ja auch selbst zu verantworten. Schliesslich gab es in den letzten Jahren immer wieder Demonstrationen wo es zu Fehlentscheidungen bzw. unverhältnismässigen Handlungen auf beiden Seiten gekommen ist. Diese sogenannten „bedauerlichen Einzelfälle“ nehmen zu und werden immer häufiger dokumentiert und an die Öffentlichkeit gebracht, d.h. es ist hier dringend nötig das Gespräch zu suchen und einen Konsens zu finden. Diese Veranstaltung der PolizeiGrün e.V. (vielen Dank auch an Herrn Franz Josef Seemann für die Einladung) war ein positiver Anfang, der fort gesetzt werden sollte. Jedoch wie bei allen demokratischen Prozessen, steht und fällt die gemeinschaftliche Entwicklung mit dem Engagement beider Seiten, d.h. mitmachen, bestehende (vielleicht überholte) Strukturen/Standpunkte überdenken (wollen).

 

13.07.2014 / pet