Baumfällungen in Stuttgart sind meinstens Vorboten für Baustelleneinrichtungsflächen. Es folgen LKWs und der damit verbundene Staub und Lärm. In Bad Cannstatt am Seilerwasen, ist es aber auch ein Anzeichen dafür, dass das Immobilien- und Städtebauprojekt Stuttgart 21 – etwas mehr als 6 Jahre nach dem Baustart – im Stadtbezirk angekommen ist.
Abriss der Holzbrücke mehrfach angekündigt
Nachdem der bereits wegen Planänderungen mehrfach aufgeschobene Abriss der Holzbrücke nun auf den Monat März 2016 terminiert ist, soll an dieser Stelle die bayerische Baufirma Max Bögl mit dem Bau der neuen Eisenbahnbrücke über den Neckar beginnen. Wie lange diese Baumaßnahme dauern soll, ist heute noch nicht abschätzbar, denn der Bahn fehlt auf der gegenüberliegenden Seite nach wie vor die Baugenehmigung. Das hält die Bauherrin von Stuttgart 21 jedoch nicht davon ab zumindest auf einer Seite des Neckars schon mal Fakten zu schaffen. Aus Sicht der Projektverantwortlichen verständlich, wenn man einen genaueren Blick auf den Zeitplan wirft, dem man in fast allen Bauabschnitten hinterherhinkt.
Nimmt man die letze letzte Bürger-Informationsveranstaltung in Bad Cannstatt aus dem November 2010 als Grundlage, dann müssten hier längst Bauarbeiten im Gange sein. Einer der Gründe, für diesen massiven Zeitverzug ist natürlich die bereits erwähnte Planänderung. Da hier für die Gründung der Brückenpfeiler in Mineralwasserführenden Schichten eingegriffen werden muss, stehen wie auch schon in vielen anderen Bauabschnitten diese Bauarbeiten unter besonderer Beobachtung.
Weitere Großbaustelle an Stau-Hotspot
Unter besonderer Beobachtung dürften mit dem Beginn der Bautätigkeiten auch die Verkehrsbewegungen von Baustellenfahrzeugen und die gesamte Baulogistik stehen. Wie an vielen Stellen in Stuttgart, geht es an dieser Ecke räumlich sehr beengt zu. Der Platz für Baustelleneinrichtungsflächen und die notwendigen Zufahrten für LKW-Transporte ist praktisch nicht vorhanden. Auf der einen Strassenseite grenzen in der Eisenbahnstraße größere Wohneinheiten unmittelbar an die Baustelle und auf der anderen Seite kreuzt der vielbefahrene Radweg am Neckar die geplante Baustellenfläche. Dazwischen verläuft die Schönestrasse, die besonders zum Berufsverkehr sehr dicht befahren ist und somit ein Staubrennpunkt darstellt. Selbst an Wochenenden nach Fussballspielen und anderen Veranstaltungen im Neckarpark gibt es hier oft längere Staus.
Fehlende Kommunikation durch die Bauherrin
Während in anderen, von S21 betroffenen Stadtbezirken vorgelagert Bürgerinformationsveranstaltungen stattfanden, konnte man in Bad Cannstatt bisher noch nichts zu den bevorstehenden, täglichen Belastungen und Einschränkungen für die BürgerInnen und PendlerInnen erfahren. Anwohner, Autofahrer, Radfahrer und Fussgänger sollten sich auch in Bad Cannstatt demnächst auf neue Belastungen durch Stuttgart 21 einstellen.
air/25.02.2016