Kommentar: Bezirksbeiratssitzung Mitte, S21, Tunnel und SSB

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Bahn-im-Bezirksbeirat
Bezirksbeiratssitzung. Symbolbild, Quelle: BAA

Ein Kommentar zur Bezirksbeiratssitzung Stuttgart Mitte am 13.01.14 von Zwuckelmann.

Themen unter anderen waren:

TOP 2: S21 Folgemaßnahme Staatsgalerie Verlegung der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie sowie der zu- und abführenden Tunnel, mündlicher Bericht zum Sachstand

TOP 3: Stuttgart 21, Bericht über den Stand der Planung – Verlängerung Unterfahrung Gebhard-Müller-Platz – Gestaltungskonzept Oberfläche,
mündlicher Bericht zum Sachstand

Quelle Zwuckelmann: Von Zielen und Hoffnungen der SSB

Veröffentlicht am 14. Januar 2014 von 

Gestern Abend  fand parallel zur Montagsdemo im kleinen Sitzungssaal im Rathaus die Sitzung des Bezirksbeirats Mitte statt. Auf der Tagesordnungen stand unter Top 2: „S21 Folgemaßnahme Staatsgalerie. Verlegung der Stadtbahnhaltestelle Staatsgalerie sowie der zu- und abführenden Tunnel“. Geladen waren Herr Hauck vom Tiefbauamt und Herr Reichle von der SSB, die mündlich Bericht über den aktuellen Sachstand liefern sollten. Beide präsentierten zuerst einige Folien und erläuterten den aktuellen Planungsstand bevor die Bezirksbeiräte Fragen stellen konnten.

Herr Hauck und Herr Reichle berichteten, dass die Verlegung und der Umbau der Haltestelle Staatsgalerie wesentlich komplexer sei als Verlegung der Gleise unter der Heilbronner Straße. Deshalb sei ein Bau „unter rollendem Rad“ auch nur bedingt möglich. Die Haltestelle werde im Rahmen des Baus von Stuttgart 21 als teilgeöffnete Haltestelle etwas höher gelegt und näher ans Planetarium verlegt. Es würde auf jeden Fall zu größeren Störungen auch im Stadtbahnverkehr kommen, wobei betont wurde, dass alle Haltestellen bedient würden und man keinen Busersatzverkehr einplane. Zumindest sei das das Ziel aller Planungen.

Die Baustelle sei in zwei Abschnitte geteilt: der erste Abschnitt beträfe die Verlegung der Tunnel in Richtung Charlottenplatz und die Verlegung der Haltestelle. Der zweite Abschnitt beträfe die Anbindung an den Hauptbahnhof. Während der erste Abschnitt nun begonnen werden könne, sei die SSB beim zweiten Abschnitt auf die Bahn angewiesen. Solange die Planungen zur Verlegung des Nesenbachdükers nicht abgeschlossen seien, könne die SSB auch noch nicht den Anschluss an den Hauptbahnhof planen. Die SSB hoffe jedoch, dass der Bahn rechtzeitig die 14. Planänderung genehmigt würde und es dort zu keinen Verzögerungen komme.

Im Detail sieht die grobe Bauplanung folgende Schritte vor:

Im zweiten Quartal 2014 beginnt die Baustelleneinrichtung. Hierfür werden die Fahrspuren der B14 zwischen LeMeridien und Ministeriumsbau sehr aufwändig nach außen, also näher zum Planetarium und näher ans Hotel verlegt, so dass zwischen den Fahrspuren die Baustelle eingerichtet werden könne. Ab dem dritten Quartal soll der Stadtbahntunnel in Richtung Charlottenplatz und in Richtung Neckartor verlegt werden. Diese Maßnahme dauere bis zum zweiten Quartal 2016. Anfang 2015 solle dann mit dem Neubau der Haltestelle Staatsgalerie begonnen werden. Dies dauere bis Ende 2016. Ab 2017 werde dann die Stadtbahn in Richtung Hauptbahnhof gebaut. Diese Planung bedeute, dass die Stadtbahn vom ersten bis zum dritten Quartal 2016 für einen längeren Zeitraum zwischen Staatsgalerie und Charlottenplatz komplett unterbrochen werden müsse. Währenddessen würde jedoch die Verbindung zum Hauptbahnhof weiterhin bestehen. Im Anschluss daran würde ab dem vierten Quartal 2016 bis zum zweiten Quartal 2017 die Verbindung zum Hauptbahnhof für mehrere Monate unterbrochen, wobei dann bereits die neue Verbindung zum Charlottenplatz genutzt werden könne. Einige Linien würden dann jeweils an der Staatsgalerie, am Hauptbahnhof und am Charlottenplatz wenden (hierfür seien auch bereits die notwendigen Weichen eingebaut), andere Linien würden umgeleitet und eine andere Strecke nutzen. Insgesamt habe die SSB zum Ziel, durchgängig einen 10-Minuten-Takt zu gewährleisten.  Die Fertigstellung sei für 2019 geplant.

Nach diesen Ausführungen kamen einige kritische Nachfragen der Bezirksbeiräte, die teilweise sehr ausführlich, teilweise nur sehr grob beantwortet werden konnten. Deutlich wurde die starke Abhängigkeit der SSB von den Planungen und vom Baufortschritt der Bahn. Gerade was die Verlegung des Dükers angeht, ist die SSB auf die Bahn angewiesen. Die aktuelle Planung sieht vor, den Düker nicht mehr bergmännisch, sondern in offener Bauweise zu bauen. Das Dükeroberhaupt sei nicht mehr direkt am Katzenstift geplant, sondern irgendwo zwischen den Stadtbahntunneln. Genauere Auskünfte konnten Stadt und SSB verständlicherweise nicht geben und verwiesen auf die Bahn. Auch für die Nutzung der Baustellenlogistik, gerade auch der Baustraßen, sei die SSB auf die Bahn angewiesen. Da noch keine nutzbaren Baustraßen bestünden, würde zumindest anfänglich der anfallende Abraum über die B14 entsorgt werden müssen.

Die große Baustelle zwischen dem LeMeridien und dem Ministeriumsbau führt für die Autofahrer immer wieder zu veränderten Streckenführungen bzw. verengten Fahrbahnen. Es solle aber in beide Richtungen immer drei Spuren geben. Die Befürchtungen, dass das Kernerviertel durch ansteigende Schleichverkehre in Mitleidenschaft gezogen würde, konnten nicht komplett ausgeräumt werden. Die anfängliche Forderung der Stadt, dass die Bürger sich beschweren sollten, damit die Stadt tätig werde, wurde von den Bezirksbeiräten abgelehnt. Die Stadt solle von sich aus tätig werden und die Verkehrsströme beobachten und nötigenfalls Gegenmaßnahmen einleiten.

Auch für Fußgänger gibt es für einige Jahre größere Veränderungen. In der Anfangszeit wird es noch möglich sein, dass Fußgänger und Radfahrer an der Sängerstraße durch die Haltestelle Staatsgalerie in den Schlossgarten kommen, zeitweise auch über einen Steg durch die Baustelle hindurch. Dieser Durchgang würde dann aber geschlossen werden müssen, so dass dann nur noch der Weg über die Kreuzung am Gebhard-Müller-Platz bliebe. Hier sei auch keine direkte Verbindung auf der Parkseite zum Bahnhof möglich, sondern der Fußgänger müsse zuerst zur Staatsgalerie hinüber, dann zum Katzenstift und könne auf dieser Straßenseite dann die Schillerstraße entlang. Auf der Parkseite sei aus Sicherheitsgründen während der Bauzeit kein Fußweg mehr vorgesehen, weder an der Schillerstraße noch an der Willy-Brandt-Straße.

Die Wullestaffel bleibt geöffnet, so dass hier immer ein Zugang zum Schlossgarten bestünde. Im Schlossgarten würde auch immer ein Weg zum Ferdinand-Leitner-Steg geöffnet bleiben. Vom Schlossgarten aus gäbe es eine direkte Verbindung zum neuen Querbahnsteig, so dass für Fußgänger zum Hauptbahnhof nicht unbedingt größere Umwege nötig seien. Der Bezirksbeirat forderte in Anbetracht der für Fußgänger dennoch schwierigen Situation, dass es eine ausführliche Beschilderung geben müsse, wie Fußgänger zumindest von der Staatsgalerie bzw. Sängerstraße zum Hauptbahnhof kommen könnten.

Zu Details der Ventilationseinrichtungen bzw. des Schwallbaus für den Eisenbahntunnel, die auf der jetzigen Brache gebaut werden sollten, konnten Stadt und SSB nichts sagen und verwiesen auf die Bahn. Die Bezirksbeiräte monierten, dass es hierzu bisher keine Bilder gäbe, gleichzeitig aber noch immer Bilder in aktuellen Präsentationen gezeigt würden, bei denen Bäume auf dem Bahnhofsdach wüchsen. Hier solle doch darauf geachtet werden, dass die Darstellungen, auch der neuen Haltestelle Staatsgalerie, etwas realistischer gemacht würden.

Insgesamt bleibt als Eindruck zurück, dass die Verlegung der Stadtbahnhaltestelle auf sehr engem Raum einer sehr komplexen Logistik bedarf. Die Abhängigkeiten der SSB von der Bahn führen dazu, dass die SSB anfangen muss, die Haltestelle zu verlegen, auch wenn die Anbindung an den Hauptbahnhof noch nicht detailliert geplant werden kann. Wenn die Bahn mit dem Dükerbauwerk nicht rechtzeitig zu Rande kommt, leidet zwangsläufig auch die Stadtbahn. In Verbindung mit dem eigentlichen Bahnhofsneubau, den Tunnelbauten für S21, aber auch mit dem neuen Rosensteinautotunnel kann einem bei der Vorstellung schon anders werden, wo überall in den kommenden Jahren Großbaustellen eingerichtet werden. Die Stuttgarter Innenstadt wird eine riesige Baustelle werden, Straßen werden mit LKW überfüllt, Fußgänger müssen an vielen Stellen für Jahre größere Umwege in Kauf nehmen, die Luft wird sicher nicht besser werden … das ist aber wohl der Preis für das, was einige „Fortschritt“ nennen. Immer öfter kommt mir ganz unvermittelt in den Sinn, ob ein Umzug in eine andere Stadt nicht doch auch große Vorteile hätte …

Oben bleiben!

Konserve Aufzeichnung Stuttgart Bezirksbeirat Mitte 13.01.2014 Umbau Staatsgalerie 

Ein Vortrag der SSB beim Bezirksbeitat Mitte

Video mit freundlicher Unterstützung von Michael Köstler

Konserve Aufzeichnung Stuttgart Bezirksbeirat Mitte 13.01.2014 Verlängerung der Unterfahrung Gepard-Müller-Platz

Ein Vortrag des Stadtplanungsamtes beim Bezirksbeirat Mitte

 Video mit freundlicher Unterstützung von Michael Köstler

14.01.14 /til

22.01.14/kla