Stuttgart 21: Erinnerung an den 2. Jahrestag Parkräumung

0
1610

img4157-scaled10001

Heute jährt sich zum zweiten mal die Parkräumung und Rodung im Herzen der feinstaubgeplagten Stadt Stuttgart. In der Nacht vom 14. Auf den 15.02.2012 und den darauf folgenden Tagen, wurde der mittlere Schlossgarten in Stuttgart für die Baustellen des Immobilienprojekts Stuttgart 21 durch die Polizei umstellt, geräumt, eingezäunt, von Aktvisten in den Bäumen befreit und zur kompletten Verwüstung vorbereitet. Über 1000 Demonstranten stellten sich vor zwei Jahren bei Eiseskälte, Schneefall und Nässe solange es ging dem massiven Polizeiaufgebot in den Weg. Einige Aktivisten ketteten sich in den Bäumen fest oder betonierten sich ein.

Die Polizei kam gegen drei Uhr nachts in den park. Gegen Mittag des 15.02.12 waren alle unerwünschten Individuen aus dem Beton bzw. den Bäumen entfernt. Unter Polizeischutz heulten schließlich die Kettensägen und lärmten die Schredder und die teilweise über 200 Jahre alten Kastanien, Platanen und Blutbuchen wurden einer nach dem anderen gefällt. Gleichzeitig pflügten Bagger, LKW und Bauarbeiter den Rasen um und die umstrittene Zeltstadt die zur Rettung und als Mahnmal lange einen kleinen Bereich des mittleren Schlossgartens besetzte wurde innerhalb weniger Minuten durch Bagger dem Erdboden gleichgemacht.

Zwuckelmann schrieb zu den Ereignissen vor 2 Jahren:

„Und nun? Ich bin tief traurig und müde, werde aber gleich wieder los gehen, mal schauen, was am Schlossgarten noch so passiert. Gerade kommt über Twitter, dass um 11 der erste Baum gefällt werden soll. Ich werde da sein, auch wenn mir auf dem Nachhauseweg gerade die Tränen kamen – nicht weil wir “verloren” hätten, denn wer glaubte schon, gegen die Polizei bestehen zu können!? Nein, ich bin tieftraurig und erschüttert, weil es mir so unendlich weh um die Bäume ist. Zweihundert Jahre wachsen sie nun dort im Park, und das soll es nun einfach gewesen sein wegen eines absolut schlecht geplanten, in vielen Abschnitten nicht planfestgestellten, nicht leistungsfähigen Bahnhofs, den dazu noch keine Bauunternehmung sich zu bauen getraut. Irgendwie sind hier die gesunden Relationen für meinen Geschmack ziemlich verschoben!

Stuttgart wird nach dieser Nacht nicht mehr dieselbe Stadt sein!“
ganzen Artikel lesen

Heute am 14.02.2014 ab 18 Uhr findet neben dem ehemaligen mittleren Schlossgarten am Planetarium eine Veranstaltung zum zweiten Jahrestag der Parkräumung statt.

„Bilder * Erinnerungen * Gedanken * Musik … und gut versorgt von den Versorgern. Eingeladen sind alle Menschen, die den Park schützen woll(t)en!“

Aufzeichnung der Veranstalltung:

Ein Kommentar zum Jahrestag der Parkräumg von Zwuckelmann

Zwuckelmann Parkräumung 2012

Gut, dass es uns gibt!

Veröffentlicht am 14. Februar 2014von 

Zwei Jahre ist es nun her, dass wir bei eisiger Kälte im Schlossgarten ausharrten und uns der Staatsgewalt entgegenstellten, die das Areal für die Bahn räumen sollte. Die Bahn wollte nun endlich bauen. Nach der Räumung wurde wenig später das komplette Areal im Mittleren Schlossgarten gerodet; Bäume, die zwei Weltkriege überlebten, wurden handstreichartig gefällt. Noch heute liegen ihre Stämme, die teilweise mannshohe Durchmesser haben, achtlos am Wegesrand im Feuerbacher Wald.

Seit zwei Jahren nun laufe ich fast täglich an dem geräumten Gelände vorbei und seit fast zwei Jahren tut sich nichts. Rohre wurden seither verlegt, eine Straße angelegt, beides hätte man sicher innerhalb weniger Monate machen können. Bis heute ist nicht klar, wann hier der erste Bagger anrückt, um die Grube für den neuen Tiefbahnhof auszuheben. Es fehlen zwar noch immer wichtige Genehmigungen, so zum Beispiel für die erhöhte Grundwasserentnahmemenge und für den offenen Dükerbau. Beides ist aber bereits in anderer Form genehmigt, eben in der reduzierten Grundwasserentnahmemenge und in der bergmännischen Bauweise des Dükers. Rein theoretisch dürfte die Bahn also durchaus hier bauen. Woran nun diese Zögerlichkeit liegt, ist nicht ganz klar. Es könnte durchaus sein, dass sie mit den bereits genehmigten Plänen technisch an Grenzen stößt, die das Projekt vielleicht existenziell gefährden. So wartet man auf die fehlenden Genehmigungen, wird aber nicht müde, zu betonen, dass man andernfalls, also wenn die Genehmigungen nicht erteilt würden, eben wie geplant und genehmigt loslegen werde. Die Genehmigungen für die erhöhte Grundwassermenge, für den Dükerbau oder auch für den Brandschutz werden wahrscheinlich irgendwann irgendwie kommen, es handelt sich letztlich wohl eher um Formalitäten, selbst wenn sich die Behörden heute noch zieren. Irgendwann wird vielleicht der Punkt erreicht sein, dass die Behörden beide Augen zudrücken. An diesem Punkt sind wir aber noch lange nicht!

Und solange wir noch nicht an diesem Punkt sind, (der im Übrigen beim Berliner Flughafen und auch bei der Elbphilharmonie ins Desaster geführt haben) lohnt es sich, auf die Straße zu gehen! Denn eigentlich ist es anders herum: Weil es uns gibt, weil wir noch immer auf die Straße gehen, weil wir der Bahn auf die Finger schauen, weil wir stören, weil wir tausendfach Einwände erheben, ist dieser Punkt noch nicht erreicht. Wir sorgen dafür, dass es nicht so einfach ist, fragwürdige Pläne einfach so durchzuwinken! Nur weil es uns gibt, hat die Bahn noch keine Grube ausheben können!

Insofern haben wir keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken oder Trübsal zu blasen. Gewiss, wir sind nicht mehr Zehntausende auf den Montagsdemos wie noch vor Jahren, aber das heißt nicht, dass ehemalige Gegner nun Befürworter geworden wären! Die Zeit spielt uns in die Hände. Wäre alles so einfach, wie die Bahn uns glauben machen will, hätte sie schon längst viel mehr gebaut. Es ist aber eben nicht so einfach, und darauf machen wir immer und immer wieder aufmerksam! Und das ist gut und das müssen wir auch weiterhin tun. Denn nur, wenn die Bevölkerung lethargisch und frustriert zu oder gar weg sieht, sind solche Großprojekte durchsetzbar. Solange noch immer jede Woche mehr als Tausend Bürger auf die Straße gehen und den Finger in die Wunde legen, solange wird es für die Bahn sehr schwer werden, Stuttgart 21 in gewohnter Manier und ohne Rücksicht auf Kosten und Risiken durchzuziehen.

Bei allem berechtigten Frust und bei aller tiefen Trauer gerade am heutigen Tag sollten wir mutig und zuversichtlich in die Zukunft blicken! Schaut man auf die Brache und sieht, wie wenig die Bahn in zwei Jahren fertig gebracht hat, sollte uns das Mut machen! Mut, weiter zu demonstrieren, weiter zu stören, weiter Einspruch einzulegen, weiter auf die Straße zu gehen. Wir sind noch immer viele. Und: Wir sind auf dem richtigen Weg, auch wenn es manchmal schwer fällt, den Weg zu erkennen!

Heute Abend um 18 Uhr am Planetarium haben wir keinen Grund, nur zu trauern! Wir sollten uns gegenseitig des richtigen Weges versichern, uns Mut machen und viel miteinander lachen. Es ist sogar erlaubt, sich auszumalen, wie wir den Schlossgarten, den Südflügel, den Nordflügel, das Bahnhofsdach und alles andere wieder aufbauen, wenn Stuttgart 21 erst einmal erledigt ist. Dafür brauchen wir Durchhaltewillen und viel Kraft. Aber stellt Euch vor, wie schön das alles wird! Alternativlos oder unumkehrbar ist Stuttgart 21 noch lange nicht – dafür werden wir schon sorgen!

Oben bleiben!

Alle Beiträge und livestreams von damals findet ihr in unserem Archiv:

Der Tag 14.02.12


Der Tag 15.02.12


Nun stellt sich die Frage, was ist seit dem 15.02.12 auf der Fläche (Brache) des ehemaligen mittleren Schlossgartens geschehen? Dazu haben wir ein paar Twittermeldungen mit vorher / nachher Bildern gesammelt. Die Bilder sprechen für sich. Von einem Baufortschritt zu reden ist daher vielleicht medienwirksam aber entspricht nicht der Realität:

Twitter:

 

 

 

 

 

14.02.14/til