Was wurde eigentlich aus PFA 1.5 ? – Teil 2

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Nachdem wir uns im Beitrag vom 22.11.2014 den Stand der Bauarbeiten im Cannstatter Teil des Planfeststellungsabschnitt 1.5 (kurz PFA 1.5) genauer angesehen haben, werfen nun einen Blick auf die restlichen Bauarbeiten zum Immoblienprojekt Stuttgart 21, die den Stadtbezirk Bad Cannstatt betreffen (Ein Teil davon fällt auch in den angrenzenden Planfeststellungsabschnitt 1.6a).

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Übersicht über PFA 1.5 und PFA 1.6a – Quelle: Bahnpräsentation vom 17.11.2010

Bahnhof Bad-Cannstatt

Beginnen wollen wir mit dem Bereich um den Cannstatter Bahnhof. Hier wurden in der Präsentation der Bahnvertreter im Bezirksrathaus Bad Cannstatt vom 17.11.2010 im wesentlichen 2 Baumaßnahmen erwähnt:

  1. Die Herstellung einer Baustelleneinrichtungsfläche im Damm-Bereich der heutigen Zulaufgleise aus Richtung Hbf-Stuttgart.
  2. Der Teilabbruch von Bahnsteigen, um Platz zu schaffen für die neue, geänderte Gleisführung. (Ähnlich gelagerte Vorbereitungsarbeiten sind am Bahnhof in Feuerbach schon seit 2 Jahren im Gange).
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PFA 1.5 am Bahnhof Cannstatt – Quelle: Bahnpräsentation vom 17.11.2010

 

Diese Baumaßnahmen waren, im Gegensatz zu den im vorherigen Artikel beschriebenen Maßnahmen, in der Präsentation nicht mit einem Datum versehen. Eigentlich praktisch, denn wie man auf den Bildern sofort erkennen kann, ist weder von der Baustelleneinrichtungsfläche, noch vom Abbruch der Bahnsteige seit etwas mehr als 4 Jahren nichts zu sehen. Auf dem aktuellen Projektzeitplan sind diese Maßnahmen noch nicht einmal aufgeführt. Auch im Quatalsbericht der Projektgesellschaft findet man darüber nichts. Einzig in der Präsentation vom 27.11.2010 sind diese Baumaßnahmen erwähnt. Eine mögliche Begründung für die fehlenden Aktivitäten könnte die noch nicht zu Ende geplante Neckarbrücke sein, die hier evtl. einen Baubeginn notwendig machen würde. Auch die fehlenden Aktivitäten im Bereich des neu zu erstellenden Tunnelportal am Hang des Rosensteinparks, könnten für dieses Szenario sprechen. Die sichtbaren Bautätigkeiten an dieser beengten Stelle sind ja bekanntlich auf den Rosenstein-Autotunnel zurückzuführen.

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Blick von Gleis 8 im Bahnhof Bad Cannstatt

Ein interessanter Aspekt in dieser Präsentation sind auch die recht dürftigen und unpräzisen Angaben zur notwendigen Baulogistik. Die Projektverantwortlichen betonen zwar, dass An- und Abtransport von Material für diesen Bauabschnitt auf dem Schienenweg1 abgewickelt werden soll, jedoch lässt man sich hier eine weitere Option über die vielbefahrene König-Karl-Strasse im Stadtzentrum von Bad Cannstatt offen.

Der An-und Abtransport von Baumaterialien und –Geräten erfolgt wegen der schweren Zugänglichkeit der in Dammlagebefindlichen Baustelle über die Schiene. [eventuell auch additiv mittel Autokran von der König-Karl-Straße ].

Interessant ist das aus zweierlei Hinsicht:

  1. Akuter Platzmangel im Gebiet rund um den Cannstatter Bahnhof (Lage mitten im Stadtzentrum)
  2. Man hat in Stuttgart bereits viel negative Erfahrungen gesammelt mit den Baulogistik-Planungen der Bahn in diesem Projekt (z.B. zentrale Baulogistik, die nach 4 Jahren immer noch nicht fertig ist).

Ortswechsel: Im Stadtbezirk Feuerbach, der auch zum PFA 1.5 gehört, beklagt der verantwortliche Projektleiter Ekkehard Lay in einem Bericht der Stuttgarter Zeitung die „erschwerten Bedingungen“. Es ist vom

Bauen unter sehr beengten und erschwerten Verhältnissen

die Rede, eine Erfahrung, die Stuttgarter natürlich nicht besonders überraschen wird. Eine Erfahrung, die zur Zeit alle Bauabschnittsleiter in den betroffenen Stadtbezirken machen müssen.

Planfeststellungsabschnitt 1.6a

Zurück nach Bad Cannstatt, etwas weiter entfernt vom Bahnhof, auf Höhe des Daimler Motorenwerkes in der Deckerstraße finden wir die nächste Stelle, an der die Bahn in Cannstatt für Ihr Megaprojekt tätig werden will. Diesmal betrifft es den Planfeststellungsabschnitt 1.6a.

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Geplante Baumaßnahmen an der Deckerstraße – Quelle: Bahnpräsentation vom 17.11.2010

Tätig werden bedeudet in den meisten Fällen öffentlichen Raum einnehmen, Zäune aufstellen und viele weitere Einschränkungen für die Bürger. Betroffen ist u.a. die Unterführung, die von der Deckerstrasse unter den Bahngleisen hin zur Ost-Pforte des Motorenwerks führt. Hier auf dem Werksgelände soll auch eine weiter Baustelleneinrichtungsfläche enstehen. Zudem soll für die Baulogistik, also den Baustellen LKW-Verkehr, ebenfalls ein Teil des Werkgeländes vereinnahmt werden. Entstehen soll hier eine Art Überwerfungsbauwerk, um bestehende Gleisführungen zu überbrücken. Aber auch hier ist bisher von Baukativitäten nichts zu sehen.

Bleibt also noch der letzte Abschnitt im PFA 1.6a, am anderen Ende des Daimler Motorenwerks. Auch hier geht es im wesentlichen um Überwerfungsbauwerke und Baustelleneinrichtungsflächen u.a. für die Zuführung zum Abstellbahnhof in Untertürkheim. Hier sollen Flächen um das runde Daimler-Parkhaus zur Baustelleneinrichtung in Anspruch genommen werden. Wie bereits in allen anderen Abschnitten beschrieben, geht es auch hier sehr beengt zu und ob für dort parkenden Daimler Mitarbeiter die Bahn zur Zeit eine Alternative ist, wird sich dann zeigen (siehe www.s-bahn-chaos.de).

Aber auch hier ist von Bauaktivitäten noch nichts zu sehen. Da die Bahn mit der Planung und Genehmigung des Abstellbahnhofs bekanntlich noch massive  Schwierigkeiten hat wären hier vorgezogene Bauaktivitäten zwar nicht überraschend, aber  insgesamt doch unnötig. Zumal der Projektleiter Lay möglicherweise mit dem Teilabschnitt Feuerbach bereits völlig ausgelastet ist.

Für den März will nun der Bezirksbeirat Bad Cannstatt, überraschenderweise durch eine Initiative der CDU, die Vertreter der Bahn sowie die Bürgerbeaufragte Alice Kaiser, zu einer Berichterstattung über den Stand der Dinge im PFA 1.5, in eine Bezirksbeiratsitzung einladen. Neben dem Hauptthema „zunehmender Güterzuglärm bei der Remsbahn durch Stuttgart 21“ darf man gespannt sein, ob es auch zu den hier angesprochenen Themen einen neuen Planungs- und Informationsstand geben wird.

Air/19.01.2015