Zentrale Baulogistik S21 – Die Bahn zäumt das Pferd von hinten auf

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Ein Kommentar von Airjibeer

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Bei einem Besichtigungsrundgang zur sogenannten „zentralen Baulogistik“ des Bahnprojekts Stuttgart 21 kann man viele interessante und aufschlussreiche Details über den Zustand  des Milliardenprojekts erfahren. Im Gegensatz zu den vom Kommunikationsbüro der Bahn organisierten Werbeveranstaltungen, bei denen die Besucher in Gummistiefeln, Bauhelm und Lunchpaket ausgestattet auf Steuerzahlerkosten mit markigen Baufortschrittsparolen bei Laune gehalten werden müssen, werden einem bei diesem von Bürgerinitiativen (Gruppe Nordlichter) organisierten Kontrastprogramm Fakten präsentiert, die mit der Realität mehr zu tun haben dürften.

Wenn man ein Festival organisiert ohne sich zuvor Gedanken zu machen, wie beispielsweise der Getränkenachschub durch die Menschenmassen zur zentral gelegenen Bar und auch das Leergut wieder zurück gelangen kann, dann besteht die große Gefahr, dass bei großer Hitze Menschen kollabieren und sogar das ganze Festival im Chaos endet.

Ganz ähnlich verhält es sich mit der Organisation und Planung von anderen Projekten wie z.B. Bauprojekten der Deutschen Bahn AG. Die Planung und Realisierung der Baulogistik sollte da ganz am Anfgang auf der Agenda oder besser noch: im Projektplan stehen. Dies gilt um so mehr, je größer dieses Vorhaben ist und je mehr Menschen von den Baumaßnahmen in ihrem Alltag davon beeinträchtig werden könnten. Und ganz besonders gilt dies für Bauarbeiten, die mitten in beengten Großstädten wie Stuttgart stattfinden.

Bei Stuttgart 21, immerhin das derzeit größte Infrastrukturbauvorhaben Europas, ist jedoch mal wieder alles anders.  Hier sollte laut ursprünglicher Planung die zentrale Baulogistik eine der ersten Baumaßnahmen überhaupt sein, die nach der sogenannten Prellbockanhebung am 02.02.2010 (offizieller Baustart ) ausgeführt wird. Das beim „bestgeplanten Bahnprojekt aller Zeiten“ eine Planänderung die Nächste jagt, sind wir ja mittlerweile gewohnt, aber dass sich die Fertigstellung der zentralen Baulogistik auf den Sankt Nimmerleinstag hinausschiebt ist schon harter Tobak. Wegen der offensichtlichen Unfähigkeit der Projektplaner müssen nun viele Bürgerinnen und Bürger unter völlig unnötigen, zusätzlichen Emissionsbelastungen ihren Alltag bestreiten und für ihre nächtliche Ruhe sorgen. Viele LKW-Fahrten finden bereits heute nachweislich und zum Leidwesen vieler Anwohner in Wohngebieten wie z.B. dem Nordbahnhofviertel statt. Die Planfeststellungsvorgaben und Vorschriften sind hier eigentlich eindeutig, dennoch scheint es der Bahn und den Projektverantwortlichen der ausführenden Bauunternehmen keine schlaflosen Nächte zu bereiten, wenn hier ganz offen gegen diese Auflagen verstoßen wird. Eine Bauaufsicht oder kontrollierende Behörde sucht man, wie so oft bei diesem Projekt, vergeblich.

Hier wären eigentlich die Stadtverantwortlichen und auch der Oberbürgermeister gefragt, die ja vollmundig angekündigt haben der Bahn „auf die Finger“ schauen zu wollen und alle Baumaßnahmen
„kritisch zu begleiten“. Für die Bauarbeiten müsste hier unverzüglich ein Baustopp angeordnet werden. Ein Baustopp zumindest so lange, bis die Bahn ihre zentrale Baulogistik vollständig in Betrieb nehmen kann.

In Stuttgart bekommt man sehr oft zu hören, dass bei Stuttgart 21 „das Pferd von hinten aufgezäumt wird“. Im Falle der zentralen Baulogistik wird dies zur Gewissheit.

Air/15.06.2014

 

2 Kommentare

  1. Wer die Miete nicht mindert ist selber Schuld. Erkundigen beim Mieterverein.
    Sonntagsarbeit nur mit Zustimmung der Kirchen. Einfach mal das Auto neben der Logistigstrasse waschen, oder vor der Kirche.

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