09.10.2014 Stuttgart und das Milaneo

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milaneo ist gleich s21 1

Jetzt weiss ich es, das Milaneo ist die Vorab-Version von Stuttgart21, den „Halbschrägtiefbanhof“ der dann auch demnächst in dieser ach so tollen „shopping-city“ aufmacht (siehe Bild oben). Aber heute geht es um etwas anderes, die Eröffnung vom Sagenumwobenen Primark dem „Anker“-Mieter im, auf dem A1 Gelände (hinter der LBBW, Hauptbahnhof, jot we de), Milaneo das eigentlich schon von Joe Bauer (Flaneursalon) den entsprechenderen Namen erhalten hat. muellaneo pic  Was soll ich berichten? Es war voll, aber nicht so voll wie ich erwartet habe, also widmete ich mich den Aktionen und es waren tolle dabei, hier nochmal meinen Dank an die Akteure. Fangen wir an mit der Aktion im Milaneo, von der Polizei gut bewacht, nicht einschreitend, aber präsent sichtbar, die Einsatzhundertschaft der Bereitschaftspolizei. Schliesslich wurde und wird ja zu Aktionen im Netz und auf der Strasse geworben. Wir waren bei der Aktion im Milaneo in einer der Hallen, in diesem Fall, die, wo sogar an Kinder gedacht wurde (merkwürdig, die können doch gar nichts kaufen).primark spielplatz 1 Eine kleine aber lautstarke Demonstration vor dem Primark. 

das Banner im oberen Stockwerk hier nochmal vor dem ‚Müllaneo‘. gegen hirnlosen konsum kompl 1 Dann habe ich Euch noch zweimal dieselbe Performance, bei dem ersten live stream war ich zu spät, deshalb gibts das ganze zweimal (in unterschiedlichen Interpretationen wenn Ihr genau aufpasst). [bambuser id=“4984804″ height=“390″ width=“460″] und die komplette Version [bambuser id=“4984839″ height=“390″ width=“460″] – btw – ich hätte das Lied gerne als Studio Produktion 😉 Gegen Mittag wurde es übrigens ungemütlich voll, also da geht noch was und eben aus diesem Grunde, wollte ich dann auch weg und flüchtete dann mit diesem Teil (das gibt es tatsächlich, ich hielt es bis dahin für einen PR Scherz). Voll der Bringer eyh 😉 milaneo bringer 1  [bambuser id=“4984940″ height=“390″ width=“460″] So genug Schabernack getrieben, Bitte, und ich weiss die Leser/Zuschauer von cams21 sind kritisch genug um das zu tun, lest die Pressemitteilung zu den oben gezeigten Aktionen, es ist wichtig, verbreitet es, denkt darüber nach, handelt/lebt danach und verbreitet es DANKE.

Absage der Milaneo-Eröffnung:
„Ausbeutung ziehen wir uns nicht an!“

Die Eröffnung des neuen Einkaufszentrums Milaneo am Mailänder Platz erhielt heute morgen von einer Gruppe aus ca. 50 Personen eine deutliche Absage. Mit einer lautstarken Aktion zeigten die AktivistInnen die lokalen und globalen Menschenrechtsverletzungen und Umweltfolgen der Billig-Angebote, der hier angesiedelten Modeketten auf.

Die AktivistInnen hatten sich als hirnlose KonsumentInnen in Gebetsposition an ein überdimensionales goldenes T-Shirt gerichtet. In Sprechgesängen brachten sie ihre Bewunderung für einen grenzenlosen Konsum in diesem neuen Konsum-Tempel zum Ausdruck. Als das T-Shirt seine Rückseite mit den darauf stehenden Worten „Wenn das T-Shirt mehr wert ist als die Näherin liegt es an uns!“offenbarte, sprangen die zuvor bewundernden Personen auf und skandierten laut „Ausbeutung ziehen wir uns nicht an!“, um geschlossen das Gebäude zu verlassen.

Der Protest macht auf die Ausbeutung von Mensch und Umwelt in der globalisierten Textilbranche aufmerksam. Die in Stuttgart aktive Gruppe der „Kampagne Saubere Kleidung“ betonte:„Konsum, ohne Rücksicht auf die Kosten und sei es das Leben, ist eine nicht zu verantwortende Wirtschaftsweise, die damit dem Aushängeschild der “Fair-Trade” Stuttgart widerspricht. Die Modehändler in dem neuen Einkaufszentrum Milaneo sind mitverantwortlich für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, fehlende ArbeiterInnen-Rechte und einsturzgefährdete Produktionsstätten.“

Schwester Norris Nawab, die sich in Pakistan für die Rechte von Frauen und ArbeiterInnen einsetzt und derzeit als Gast der missio-Diözesanstelle in Stuttgart ist, drückte ihre Betroffenheit aus: „Ich will, dass die Menschen hier in Stuttgart sich der Verantwortung von Modeketten wie Primark und ihren KundInnen bewusst werden. Gemeinsam müssen wir uns für die Rechte und eine selbstbestimmte Zukunft der Menschen und besonders der Frauen in der Textilbranche in Pakistan und anderswo einsetzen. Nur so können wir neue Wege aus der Ungerechtigkeit für eine Zukunft jenseits von Armut und Ausgrenzung beschreiten.“

Im Kreise der AktivistInnen gab es ebenso Stimmen zu den stadt- und verkehrspolitischen Hintergründen des Milaneo-Baus. Dieter Bareis vom Klima- und Umweltbündnis Stuttgart sagte:„Das Milaneo ist ein gewaltiger Rückschritt für eine maßvolle und nachhaltige Flächennutzung und Verkehrspolitik, die wir so dringend für ein Stuttgart mit weniger Feinstaub und CO2, weniger Lärm und Flächenversiegelung bräuchten. Denn die neuen Einkaufsmöglichkeiten erzeugen zusätzlichen Verkehr und Staus. Dass freiwerdende Flächen vor allem dem Profit und kaum der Lebensqualität der BürgerInnen und Bürger dienen, offenbart die erschreckend konzeptlose und umweltfeindliche Praxis der Stuttgarter Stadt- und Verkehrspolitik.“

Den Zusammenhang von Konsum hier und den Lebensbedingungen dort brachte auch Marieke Kodweiß vom Stuttgart Open Fair zum Ausdruck: „So kann es nicht weitergehen: der grenzenlose Konsum, von den im Milaneo angebotenen Produkten, geschieht auf dem Rücken von Menschen und Umwelt. Ich wünsche mir, dass mit dem Bau von Gebäuden die Begegnung von Menschen weltweit ermöglicht und nicht unerträgliche Ausbeutungsverhältnisse fortgeschrieben werden.“

Im Milaneo-Center sind mit Primark, H&M, ZARA und C&A mehrere Akteure der Textilbranche angesiedelt, die von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen für menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und den riskanten Einsatz von Chemikalien in der Produktion der Stoffe und Kleider in ihren Zulieferbetrieben verantwortlich gemacht werden. Auch die von diesen Unternehmen praktizierte Marketingstrategie von „fast fashion“ – Wegwerfmode, die in kurzen Abständen durch neue Produkte ersetzt werden soll – wird wegen ihres rücksichtslosen Umgangs mit Ressourcen und des dadurch entstehenden Drucks auf Preise und Löhne angeprangert. Die beteiligten Initiativen wünschen sich einen nachhaltigen, fairen Konsum und eine Stadtpolitik, die die globale Verantwortung der Stadt und ihrer BewohnerInnen berücksichtigt und die lokalen Umweltprobleme löst.

#Untragbar #Milaneo #Stuttgart

Hintergründe:
Kampagne „Untragbar“: www.das-ist-untragbar.de
Website der Kampagne für Saubere Kleidung: http://www.saubere-kleidung.de
Website des Klima- und Umweltbündnis Stuttgart: http://www.kus-stuttgart.de

Quelle: Stuttgart open fair

untragbar

Da muss ich doch noch etwas ergänzen, zum einen einen sehr guten Beitrag von Dora Asemwald (web-Phänomen) „WEIL DORA NEUES SHOPPEN WILL.“

Herzlich Willkommen beim Fachblog für Shopping und andere Lebenslügen! Hier erfahrt ihr alles über angesagte Trends, wie zum zum Beispiel: Einkaufszentren! Es wird auch langsam Zeit, dass mal wieder eine neue Mall aufmacht. Während das Gerber irgendwas was von angesagter Lifestyle-Urbanität faselt, liefert das Milaneo gleich die eigene Daseinsberechtigung. „Weil Stuttgart neues shoppen will.“ Was will es? Neues shoppen oder neues Shoppen? Die Milaneo-Texter waren sich wohl uneinig und haben sich – zu Lasten der Orthographie – auf ‘ne Hybridlösung eingelassen, bei der alles geht. Ich will auch neues Shoppen…….weiterlesen

Zum anderen (weil die Aufnahmen und der Schnitt klasse sind) die „DAS DING“ Produktion, mit ‚für und wider Milaneo‘ 😉

und noch ein Fundstück!  Film &Text: Annik Aicher (www.annikaicher.de)

„Ein riesiges Einkaufs-Ei wurde in Stuttgart gelegt. Und keiner in der Stadt will jetzt das verrückte Huhn sein, auf dessen Mist diese Idee gewachsen ist.“

„Eine schöne Baustelle!“ Die ältere Frau meint das ganz ohne Ironie. „Schöne Läden.“ Eingekeilt von Autoströmen wartet sie auf das Signal zum Gehen. Sie wartet lange. Nicht weit von ihr ein riesiges Erdloch, Kräne, Bagger, und links davon das neue Einkaufszentrum, das noch nicht ganz fertig ist, aber trotzdem Eröffnung feiert. Innen wartet etwas Großes, etwas sehr Großes, das die Frau nicht recht benennen kann. Aber sie weiß, dass sie dort durch das Portal einfach hineinspazieren darf, ganz alleine, dass das Gemecker der Familie, das Gezanke der Nachbarn draußen bleibt. Hier merkt niemand, dass ihre unmodischen Sandaletten bei jedem Schritt quietschen. Denn hier schwebt sie auf einem Teppich von Musik, fremden Gesprächen und Kassengeräuschen. Schuhe, Kleider, Schmuck, Taschen – das alles ist für sie da. Gehört ihr, einen kleinen, verrückten Augenblick lang. Die Verkäuferinnen sind freundlich, lächeln. Auf der Straße lächelt keiner die ältere Frau an. Auf der Straße verschwindet sie zwischen Beton, Autos und Bedeutungslosigkeit.……………weiterlesen

 

09./10./17.10.2104 / pet