Golf am Max-Eyth-See (Driving Range 21 – Teil 2)

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Deutschlands modernste Golfübungsanlage

Im Sommer 2014 soll es nun also so weit sein. „Deutschlands modernste Golfübungsanlage“ soll die Herzen der Stuttgarter Golffreunde mit Sonne erfüllen. Nach den Vorstellungen des Betreibers „Citygolf“ sollen dort bis in die Nacht hinein die Golfbälle fliegen – die Golfanlage, in Nachbarschaft zum Landschaftsschutzgebiet soll mit einer Flutlichtanlage ausgestattet werden. Dabei will man es offensichtlich nicht belassen, denn der Betreiber möchte ein Golfclub für „Jedermann“ sein. Man wirbt sogar damit, dass die Anlage auch als eine Art Veranstaltungsort wahrgenommen wird, wo man sich in „familiärer Runde“ zum Geburtstag feiern trifft in idyllischer Neckar- und „Weinbergpanorama“ Atmosphäre versteht sich.

 

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Hängepartie beendet

So viel zu den Ankündigungen, die dem interessierten Spaziergänger in einem Hochglanz-Werbeprospekt am noch vorhanden Bauzaun präsentiert werden. Bis zu 20 m hoch, praktisch unübersehbar erstecken sich die schwarzen Pfosten wie überdimensionale Laternenmasten in den Himmel. Sie sollen die Fangnetze, die nicht nur einmal Streitthema der Kommunalpolitik waren, in Position halten. Die umstrittene Anlage wurde nach langer Hängepartie nun doch noch auf den Weg gebracht. Investorenfreundliche Kommunalpolitiker haben dieser Anlage letztlich den Vorzug vor einem Renaturierungsgebiet für die Neckar-Auen gegeben.

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Parkraum-Management

In direkter Nachbarschaft ist der Cannstatter Ruderclub mit einem angeschlossenen Gastronomiebetrieb. Und auch die Wiesen um den Max-Eyth-See, die vielen StuttgarternInnen vom Frühjahr bis in den Herbst zur Erholung dienen, liegen ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft. Wer sich dort auskennt weiss, dass es dort an warmen Sommertagen insbesondere an Wochenden sehr beengt zu gehen kann. Während auf den Wiesen um den See Grill an Grill steht, drängeln sich auf der Neckartalstrasse entlang der Stadtbahn-Linie 14 die parkenden Autos dicht an dicht. Obwohl es dort eine Stadtbahnhaltestelle gibt, kommen viele Besucher mit dem Auto. Abenteuerliche Einparkmanöver mit dem Auto lösen da schon mal den ein oder anderen Mini-Stau aus.

Aber zurück zur Golfübungsanlage. Diese ist laut Werbeprospekt mit 22 Abschlagplätzen, 12 Mattenabschlagplätzen und diversen Extras wie Sonnenterasse, Veranstaltungsräume ausgestattet. Gemessen daran wirken die ca. 50 vorhandenen Parkplätze, die sich der Ruderverein zusammen mit der Gaststätte und dem Golfclub teilen müssen doch etwas unterdimensioniert. Platz für mehr Parkraum ist jedoch nicht vorhanden. Ganz Im Gegenteil, denn der Rad- und Fussgängerweg, der ganzjährig von vielen Radfahrern, Spaziergängern und Joggern benutzt wird, verläuft direkt durch die Zufahrt zu diesen Parkplätzen. Ob diese zukünftige „Shared-Space-Zone“ bei allen Beteiligten ein positives Echo hervorrufen wird bleibt abzuwarten. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die Golffreunde mit der Stadtbahn anreisen werden um ihren Sport auszuüben. Auch auf die an Wochenenden gesperrte Hofenerstrasse wartet ein Praxistest der besonderen Art, denn Besucher des Golfplatzes könnten sich fälschlicherweise als Anlieger fühlen um diese Strasse trotzdem mit dem Auto befahren zu können.

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Am Max-Eyth-See spielt man Golf

Am Ende bleiben also nur noch die ebenfalls knappen Parkplätze der Max-Eyth-See Besucher. Vor diesem Hintergrund wird die Zeit zeigen, was dabei herauskommt, wenn Golfspieler mit „Max-Eyth-See-Grill-Fans“ um die letzten Parkplätze ringen. Falls künftig zerbrochene Golfschläger vermehrt die Mülltonnen um den Max-Eyth-See füllen, wäre dies eventuell kein gutes Zeichen. Oder aber es tauschen künftig viele Grill-Fans ihre Grillzange gegen einen Satz Golfschläger. Hoffen wir also, dass auch der Wettbewerb um die Parkplätze „sportlich fair“ bleibt, sonst kommt die Stadt Stuttgart auch hier um ein ausgeklügeltes Parkraummanagement nicht mehr herum. Ob so eine Anlage im ohnehin schon beengten Stuttgarter Stadtgebiet überhaupt sinnvoll ist, darüber kann man nach wie vor geteilter Meinung sein, zumal der Golfplatz bei Kornwestheim oder die Driving-Range in S-Hedelfingen in einer zumutbaren Entfernung jederzeit erreichbar ist.

Nachtrag: Interessanterweise sucht man in dem Werbeprospekt nach Anfahrtsplänen und Parkplatzinformationen vergeblich.

30.05.2014/air

1 Kommentar

  1. Na dann Gute Nacht, Nachtreiher! Wieder einmal wird ein schöner Naturraum, hier das Landschaftsschutzgebiet mit sehr seltenen und geschützten Arten wie den Nachtreiher in seiner Qualität stark beeinträchtigt. Die Lichtverschmutzung kennen wir von der neuen Stadtbibliothek sowie den zu erwartenden S21-Baustellen, überall nahe an sensiblen Naturräumen. Leidtragende sind Fledermäuse, Vögel und Schmetterlinge, die nach wie vor auch im Gemeinderat zu wenig Fürsprecher haben.

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